Wahlprogramm der FDP Sachsen-Anhalt zur Landtagswahl 2021

Selbstbestimmt in allen Lebenslagen

Arbeitsmarkt

Unser Ziel

Unser Weg

FAQ

Wie sichern Sie den Nachwuchs an qualifizierten Fachkräften?

Exzellenzinitiative berufliche Bildung

Wir Freie Demokraten setzen uns für eine Exzellenzinitiative für die berufliche Bildung ein. Mit Blick auf den bereits vorhandenen Fachkräftemangel, die Demografie und unsere Wettbewerbsfähigkeit brauchen wir eine Stärkung der Aus- und Weiterbildung. Für den Hochschulbereich gibt es solche Initiativen bereits deutschlandweit. Das brauchen wir in Sachsen-Anhalt auch für die berufliche Bildung. Jede Investition in die berufliche Bildung eine Investition in die Zukunft. Um die Ausbildungsfähigkeit und die Chance der Jugendlichen auf einen erfolgreichen Berufsabschluss zu erhöhen, wollen wir im Bereich der beruflichen Bildung

  1. mehr Berufsschullehrkräfte gewinnen;
  2. regelmäßige und vertrauensvolle Kontakte mit den Sorgeberechtigen und zwischen schulischen und betrieblichen Bildungspartnern sicherstellen;
  3. mehr Fördergespräche zwischen Auszubildenden und Ausbildern und die Einbeziehung ausbildungsbegleitender Hilfen und Lerncoachings gewährleisten;
  4. in die gezielte Weiterbildung für Berufsschullehrer und Ausbilder investieren, in denen künftig die Krisen- und Konfliktbewältigung stärker verankert sein soll;
  5. mittels modularer Qualifizierung und Nachqualifizierung von Abbrechern die individuellen Fähigkeiten, Bedürfnisse und Probleme der Betroffenen stärker berücksichtigen, ohne die konkreten Bedarfe der Betriebe zu vernachlässigen;
  6. in der Bildungs- und Arbeitsverwaltung eine regionale Unterstützungsstruktur für benachteiligte junge Erwachsene und für Unternehmen aufbauen;
  7. die Unterstützungsangebote bei den betroffenen Jugendlichen bekannt machen;
  8. Unternehmen für ein Engagement als Ausbilder halten bzw. neu gewinnen.

Duale Ausbildung stärken

Wir Freie Demokraten setzen uns für eine Aufwertung und Ausweitung der dualen Ausbildung in Deutschland ein. Heute ist es leider noch „gang und gäbe“, dass Berufsschüler einen vollkommen analogen Unterricht erhalten, während sich ihr Arbeitsalltag durchgängig in der digitalen Sphäre abspielt. Zukünftig müssen alle Ausbildungsberufe ausschließlich mit digitalen Medien unterrichtet werden und das Fach Informatik wesentlicher Bestandteil der berufsschulischen Ausbildung sein. Das duale Ausbildungssystem in Deutschland ist Vorbild für politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger auf der ganzen Welt. Dennoch halten viele ein Hochschulstudium für den einzig richtigen Bildungsweg. Zahlreiche Studien belegen dagegen, dass die Verbindung aus praktischem Arbeiten und the- oretischem Lernen für die Auszubildenden effektiv ist und für die Unternehmen genau der richtige Mix aus Wissen und Können. Diese Verbindung und individuelle Förderung tragen weiter zu einer höheren Durchlässigkeit unseres Bildungssystems bei. Wir Freie Demokraten wollen daher unser erfolgreiches berufliches Bildungssystem stärken, zu dem die duale Ausbildung und die Abschlüsse der höheren beruflichen Bildung (zum Beispiel: Meister, Fachwirte und Betriebswirte) gehören.

Makerspaces

Die FDP Sachsen-Anhalt setzt sich für öffentlich zugängliche Makerspaces in Bibliotheken, Schulen und an anderen geeigneten Orten ein, in denen man sich digitale und weitere Kompetenzen aneignen kann – individuell, im Rahmen von Teamarbeit und Projekten.

Wir wollen:

  1. an allen weiterführenden Schulen unternehmerische Maker-Spaces etablieren, um zusätzlich zu den bereits existierenden Förderungen die Unternehmens- und die Kreativitäts- und Innvovationskultur im Land zu stärken;
  2. stationäre (Beispiel: Eigenbaukombinat in Halle, Macherburg in Magdeburg) und zusätzlich mobile (Beispiel: Fablab Oberlausitz) Makerspaces im Sinne von Mitmachwerkstätten, Kreativ- und Projekträumen für Tüftler schaffen und diese in engem Kontext mit den Bildungseinrichtungen und aktiven Partnern aus der Region entwickeln;
  3. Angebote z.B. für Einführungskurse in das Coding und den Umgang mit digitalen Werkzeugen und mobiler Robotik nicht nur im städtischen, sondern auch im ländlichen Raum schaffen, die für alle Generationen zugänglich sind und mittels ÖPNV gut erreichbar sind;
  4. dabei Partner aus der Region (Beispiel: Hochschule Anhalt, “Make up your MINT” möglich machen) und darüber hinaus (Beispiel: Junge Tüftler, Berlin) gewinnen und langfristig binden;
  5. zusätzliche Kompetenzen schulen, abhängig von den gegebenen oder noch zu schaffenden technischen Möglichkeiten, den Bedürfnissen in der Region und den Möglichkeiten von Partnern, die das jeweilige Makerspace gewinnen kann (siehe dazu Vereinsstruktur und Partner des Siti e.V. in Havelberg www.siti.de).

Für die Gewinnung von mehr Nachwuchskräften

In den nächsten Jahren verliert Sachsen-Anhalt von den derzeit 800.000 Arbeitskräften 300.000 dadurch, dass sie das Rentenalter erreichen. Um dem dadurch dramatisch wachsenden Fachkräftemangel zu begegnen, fordert die FDP ein offensives Anwerben von ausbildungswilligen jungen Menschen aus dem Ausland. Ein gutes Beispiel ist dabei das Land Thüringen, dessen Landesregierung seit Jahren in enger Kooperation mit der Wirtschaft ausbildungswillige junge Menschen aus dem Ausland anwirbt. Diese haben bereits zu Hause einen Deutsch-Kurs absolviert und wissen, in welchem Thüringer Unternehmen sie ausgebildet bzw. beschäftigt werden sollen. Auch die privaten Initiativen zur Behebung von Fachkräftemangel sind zu unterstützen.

Glauben Sie, dass der Fachkräftemangel ohne Zuwanderung gelöst werden kann?

Sachsen-Anhalt braucht Zuwanderung

Ohne Zuwanderung wird Sachsen-Anhalt etwa den Bedarf an Fachkräften schon in naher Zukunft nicht mehr decken können. Um dem zu begegnen, müssen neben der Gewinnung von Arbeitskräften lokale Konzepte für eine Willkommenskultur erarbeitet und umgesetzt werden. Sie müssen geeignet sein, Menschen aus anderen Regionen Deutschlands ebenso aufzunehmen und zu integrieren wie Menschen anderer Nationen. Dabei ist klar, dass dies dann um spezifische Bausteine wie Sprachkurse für Ausländer ergänzt werden muss. Die Erhaltung und Steigerung der Lebensqualität und der wirtschaftlichen Basis im ländlichen Raum für alle müssen aber im Zentrum stehen. Dazu gehört z. Bsp. auch:

  • Zu prüfen, welche Städte, wie etwa Genthin und Wittenberg, Potential haben, um für Pendler in die Zentren Berlin und Leipzig als Lebensort attraktiv zu sein.
  • Optimierung der örtlichen Angebote von den Wohnmöglichkeiten über die Anbindung über Straße und Schiene bis hin zu schnellem Internet und der Bereitstellung von Co-working-Spaces.
  • Sicherung der öffentlichen Infrastruktur, die heute auch für ein Leben im ländlichen Raum als selbstverständlich gilt.
  • Begleitung der Orte durch das Land bei der aktiven Werbung um neue Bürger.
Wie steht die FDP zu Schulgeld bei der beruflichen Bildung?
Aktuell werden in den Pflege- und Erziehungsberufen die Kosten für die Ausbildung auf den Prüfstand gestellt. Die FDP ist für eine konsequente Abschaffung des Schulgeldes sowie die Einführung einer Ausbildungsvergütung für angehende Erzieher. Gleichzeitig setzen wir uns dafür ein, dass alle Ausbildungen auf die Frage hin überprüft werden, ob Schulgeld zu entrichten ist.

Wir setzen uns ein für den Erhalt der bewährten vollzeitschulischen Bildungsgänge in den Berufen des Gesundheits- und Sozialwesens und machen uns stark für eine Vielfalt der Ausbildungswege dieser Berufsgruppen.

Will die FDP junge Ärzte vor dem zweiten Staatsexamen für ihr Praktikum vergüten?

Faire Bezahlung für junge Ärzte

Die FDP Sachsen-Anhalt fordert die Vergütung des PJ in der Ausbildung der Medizinstudenten analog der Vergütung der Rechtsreferendare.

Wie will die FDP den Arbeitsmarkt im Gleichgewicht halten?

Eigenverantwortung, Solidarität und Subsidiarität

Eigenverantwortung, Solidarität und Subsidiarität sind die tragenden Prinzipien unserer Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. Wir stehen für eine Gesellschaft ein, in der jeder echte, faire Chancen hat – unabhängig von Herkunft und Umfeld. Wir wollen für alle Menschen die begründete Hoffnung auf sozialen Aufstieg erneuern.

Die Möglichkeit zum Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt ist für uns eine zentrale Gerechtigkeitsfrage und eröffnet den Weg zu Selbstverwirklichung und Teilhabe. Nur wer diesen erstmals oder wieder geschafft hat, kann durch fortlaufende Qualifikation auch aufsteigen und vorankommen. Wir wollen dazu beitragen, dass möglichst viele langzeitarbeitslose Menschen eine Beschäftigung im ersten Arbeitsmarkt finden können. Auch für Langzeitarbeitslose mit vielfachen Vermittlungshemmnissen sollte bei einer geförderten Beschäftigung eine Annäherung an den ersten Arbeitsmarkt Ziel bleiben.

Liberales Bürgergeld als Rückenwind in ein selbstbestimmtes Leben

Wir Freie Demokraten wollen an das das Arbeitslosengeld II ran und die Grundsicherung verbessern und modernisieren – mit unserem Liberalen Bürgergeld. Das soziale Netz soll damit statt zur „Stolperfalle“ zum „Trampolin“ werden. Es soll jenen Auftrieb verleihen, den es braucht, um wieder ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Dafür wollen wir uns im Bundesrat einsetzen und gerne auch Pilotregion für die Umsetzung sein.

Nach Corona muss sozialer Aufstieg weiter möglich sein

Die Corona-Krise wird mittelfristig erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt einerseits und die Bildungschancen junger Menschen andererseits haben. Das Aufstiegsversprechen der Sozialen Marktwirtschaft muss jetzt erneuert werden, damit sozialer Aufstieg weiter möglich ist.

Minijobs bieten Menschen aller Altersgruppen in unterschiedlichen Lebenssituationen die Möglichkeit, sich unkompliziert etwas dazu zu verdienen, ohne auf illegale Schwarzarbeit auszuweichen. Wir wollen über eine Bundesratsinitiative die Einkommensgrenzen für Mini- und Midi-Jobs an die Lohnentwicklung anpassen und im Hinblick auf die Entwicklung des gesetzlichen Mindestlohns erhöhen und dynamisieren.