Wahlprogramm der FDP Sachsen-Anhalt zur Landtagswahl 2021

Liebe zu Freiheit und Verantwortung

Wissenschaft, Forschung & Lehre

FAQ

Wie bewertet die FDP die Finanzsituation der Hochschulen in Sachsen-Anhalt?

Grundfinanzierung der Hochschulen

Die beiden Universitäten und die Hochschulen sind ein starker Anziehungspunkt für junge Menschen, sie unterstützen die Gründung und Ausgründung von Unternehmen, sind große Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktoren und Partner der Unternehmen und der Gesellschaft in den Hochschulorten. Diese Eigenschaften machen sie neben ihrem gesetzlichen Auftrag zur Forschung und Lehre zu unverzichtbaren Einrichtungen des Landes. Wir halten es deshalb für unabdingbar,

  1. eine auskömmliche Grundfinanzierung für die Universitäten und Hochschulen durch das Land sicherzustellen, wobei Inhalte und Umfang der Grundfinanzierung mit der jeweiligen Institution individuell in den nächsten Zielvereinbarungen zu vereinbaren sind;
  2. die Finanzierung unterliegt in den Folgejahren grundsätzlich einer jährlichen Tarifanpassung;
Wie will die FDP die Forschung in Sachsen-Anhalt weiter verbessern?

Forschungsförderung

Für die Forschungsförderung ist vor allem mit den Universitäten eine Zielvereinbarung abzuschließen. Dabei ist

  1. die Forschungslandschaft weiter auszubauen und attraktive berufliche Möglichkeiten im Umfeld zu schaffen, um junge Talente im Land zu halten. Dazu braucht es Unternehmens- und Forschungscluster im direkten Umfeld der Universitäten und Hochschulen, die auch enger mit privaten Unternehmen und Dritten zusammenarbeiten dürfen;
  2. die Kooperation mit den vier großen außeruniversitären Forschungseinrichtungen weiter auszubauen;
  3. ein Landesforschungsprogramm für die Universitäten zu ermöglichen (wie LOEWE in Hessen);
  4. die wissenschaftliche Nachwuchsförderung der Hochschulen bis hin zur Professur deutlich zu stärken.

Wissenschaftliche Exzellenz

Mit den Universitäten sollen die Möglichkeiten einer Bewerbung für Exzellenzcluster im Rahmen der Exzellenzstrategie erörtert werden und die dafür notwendige Unterstützung geklärt werden. Hierfür bietet es sich an, mit anderen ost- und mitteldeutschen Universitäten zu kooperieren. Es muss das Ziel sein, dass die Universitäten des Landes zumindest einen Vollantrag für ein Exzellenzcluster erfolgreich einreichen können. Die Freien Demokraten halten die Finanzierung von Promotionsstipendien in den Bereichen, in denen die Universitäten des Landes Exzellenz anstreben, für unerlässlich.

Wie steht die FDP zu politischen Vorgaben für die Forschung?

Wissenschaftsfreiheit

Die FDP lehnt ideologische Festlegungen und Eingrenzungen in der Forschungsförderung, etwa bei der Stammzellforschung, der Bio- und Gentechnologie sowie der Nanotechnologie, ab, aber auch Einschränkungen wie die Zivilklausel. Jegliche Einflussnahme auf Themen und Inhalte ist zu verhindern. Entscheidend ist die wissenschaftliche Exzellenz.

Wie steht die FDP zum Promotionsrecht für die Hochschulen?

Promotionsrecht

Hochschulen und Universitäten haben jeweils eigene Aufgaben. Während die Hochschulen sich vor allem auf die Lehre konzentrieren und stark im Wissenstransfer auch in die Wirtschaft und Gesellschaft sind, bildet die Forschung bei den Universitäten die klassische weitere Säule. Diese Aufgabenschwerpunkte haben sich aus unserer Sicht bewährt. Deshalb soll das Promotionsrecht grundsätzlich den Universitäten vorbehalten sein.

Werden beide Uniklinika erhalten und wie sollen sie mit der Krankenhauslandschaft verknüpft werden?


„Halle bleibt und Magdeburg auch“ – Uniklinika

Die beiden Universitätskliniken des Landes Sachsen-Anhalt sollen künftig in stärkerer Abstimmung mit den Krankenhäusern vor Ort stehen und Optimierungspotenziale im Rahmen einer besseren Abstimmung der vorgehaltenen Strukturen ausschöpfen.

Wie soll die Ausgründung von Unternehmen in Sachsen-Anhalt gefördert werden?

Unternehmensgründung; -förderung

Die Ausgründungen aus den Hochschulen sind für unser Land eine wichtige Chance für innovative Produkte und Verfahren, die qualifizierte und gut bezahlte Arbeitsplätze schaffen können. Wir halten deshalb eine möglichst gute Struktur in den Hochschulen für erforderlich, die Menschen bei der Gründung begleitet aber auch den Hochschulen die Vermarktung von entwickelten Produkten über Lizenzen ermöglicht.
Um gerade Studierenden die Möglichkeit zu geben, ein Unternehmen zu gründen, gehört auch die Einführung eines Gründersemesters und eine effizientere Gestaltung des Beratungs- und Förderangebotes zu den erforderlichen Maßnahmen. Weitere Maßnahmen sind die

  1. Einführung eines Gründer-Bafögs/Gründer-Stipendien über Exist hinaus;
  2. die Möglichkeit für Hochschulen, Unternehmensgründung als Praxis- oder Forschungssemester anzuerkennen (einschließlich der Gewährung von ECTS-Anrechnung).

Wir Freie Demokraten fordern die Unterstützung von Gründungen an Hochschulen. Studierende haben oft gute Ideen und die nötige Energie, um ein eigenes Unternehmen zu gründen. Jedoch mangelt es teilweise an der Unterstützung vonseiten der Hochschule. Damit unsere Studierenden nicht ausgebremst werden, fordern wir Hilfe bei studentischen Gründungen: Beispielsweise sollten Studierende die Möglichkeit haben, für Gründungen Urlaubssemester zu nehmen, und sie sollten fächerübergreifend über die Möglichkeit zur Existenzgründung an Lehrstühlen für Entrepreneurship lernen können.

Welche Rolle werden die Hochschulen und Berufsschulen in der beruflichen Weiterbildung spielen?

Rolle der Hochschulen und Berufsschulen in der beruflichen Weiterbildung

Eine innovative Volkswirtschaft braucht auch ein modernes berufliches Weiterbildungs- und Qualifizierungssystem über alle Lebensphasen hinweg. In diesem messen wir sowohl den Hochschulen und Universitäten als auch den Berufsschulen eine große Bedeutung bei, insbesondere auch mit Blick auf die Nutzung bereits bestehender Strukturen im Rahmen des Anerkennungsprozesses einzelner Module bzw. Weiterbildungseinheiten. Wir Freien Demokraten verstehen die Sicherstellung und den Zugang zu Aus-, Fort- und Weiterbildung als staatlichen und gesamtgesellschaftlichen Auftrag, wobei die jeweiligen Kosten anteilig auf diejenigen Akteure zu verteilen sind, die von der zusätzlichen Qualifikation profitieren (Individuum, Arbeitgeber, Gesellschaft). Daher fordern wir

  1. attraktivere Möglichkeiten der steuerlichen Anrechenbarkeit von Fort- & weiterbildungskosten für Arbeitnehmer
  2. besser Möglichkeiten für Unternehmen zur Nutzung begrenzter steuerfreier Rücklagen für Fort- & Weiterbildungen der eigenen Mitarbeiter.
Welche Handlungsbedarfe sieht die FDP zur Verbesserung der Lehre?

Hochschule/Digitalisierung

Spätestens die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass auch unsere Hochschulen bei der Digitalisierung „Luft nach oben“ haben. Wir fordern deshalb eine zeitnahe Umsetzung folgender Forderungen:

  1. Lückenloses und leistungsstarkes WLAN an allen Hochschulen, bessere Ausstattung der Hochschulbibliotheken mit digitalen Lehr- und Lernmitteln sowie Campuslizenzen für alle wichtigen Arbeitsprogramme und Datenbanken;
  2. Digitalisierung aller Verwaltungsaufgaben in den Hochschulen;
  3. ein zügiger Ausbau der digitalen Lehre und
  4. im Lehramtsstudium digitale (Lehr-)Kompetenzen besser zu vermitteln;
  5. den Aufbau einer landesweiten digitalen Lehrplattform. Auf dieser können Dozenten, wenn sie möchten, ihre Lehrveranstaltungen in Videoform kostenlos der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Nicht-Studenten soll die Möglichkeit gegeben werden, gegen eine Gebühr auch an Prüfungen teilzunehmen und bei Bestehen eine Leistungsbestätigung zu erhalten. Der reguläre Lehrbetrieb darf hierdurch nicht gestört werden.

Abbrecherquoten im Studium verringern

Damit im Bereich der tertiären Bildung künftig nicht mehr ca. 30 Prozent derjenigen, die ein Studium aufnehmen, frühzeitig aufgeben bzw. (im MINT-Bereich) weniger als 50 Prozent der Studienanfänger den geplanten Studienabschluss erreichen,

  1. bedarf es der kritischen und regelmäßigen Überprüfung der aktuellen studienvorbereitenden und studienbegleitenden Orientierungs- und Coachingangebote;
  2. bedarf es klarer Zielvereinbarungen mit den Hochschulen und des regelmäßigen Diskurses zwischen den Hochschulen und zwischen Schulen und Hochschulen über Best Practice-Erfahrungen;
  3. wollen wir Projektpartnerschaften zwischen Schulen und Hochschulen ebenso stärken, wie Ferienkurse, Vorkurse mit einer größeren Zeitspanne als bisher, Studenten-Patenschaften, Tutorien;
  4. bedarf es der Stärkung digitaler Unterstützungssysteme, die Klarheit über Anforderungen und Ansprüche des Studiums verschaffen;
  5. wollen wir die Praxis- und Anwendungsorientierung des Studiums verbessern, z.B. durch engere Verzahnung von Theorie und Praxis in Lehr- und Lernformaten, durch computergestützte Simulationen, den Ausbau studentischer Forschungswettbewerbe oder Praxisprojektwochen.

Soziale Infrastruktur für Studierende

Studieren muss für jeden dafür talentierten Menschen möglich sein. Die Aufnahme eines Studiums darf nicht abhängig sein vom Einkommen der Eltern. Deshalb setzen die Freien Demokraten neben der Einführung eines grundsätzlich elternunabhängigen BAföG auf eine entsprechende soziale Infrastruktur an den Hochschulstandorten. Dabei sind gerade für Studenten in besonderen Lebenslagen entsprechende Unterstützungs- und Beratungsangebote vorzuhalten, wie etwa flexible Betreuungsangebote für Studierende mit Kind.

Studentische Vertretung

Eine konsequente Beschränkung der VS auf ihr hochschulpolitisches Mandat und die Beibehaltung der bestehenden Mehrheitsverhältnisse in universitären Gremien.
Nach dem Ablauf des Probesemesters soll die Mitgliedschaft in der Studentenschaft gemäß §65 I 3 HSG LSA nicht automatisch verlängert werden. Stattdessen sollen sich die Studenten aktiv für eine Mitgliedschaft entscheiden können.